Eine leidenschaftliche Reise durch die Geschichte der Veterinär-Anatomie

Nach einer abwechslungsreichen Karriere als Veterinärmediziner und stellvertretender Leiter des BLV ging Stephan Häsler in den wohlverdienten Ruhestand. Doch Ruhe fand er keineswegs in der Untätigkeit, sondern widmete sich seiner alten Leidenschaft, die sein Leben nach der Praxis weiter erfüllte: die Veterinärgeschichte.

Mit Hingabe und Ehrerbietung für die frühen Anatomen begann Stephan Häsler, historische Bestände der Tierheilkunde der Universitäten Basel und Bern aufzuarbeiten. Dazu gehörte die mühevolle Aufarbeitung der historischen Bibliothek der Abteilung für Veterinär-Anatomie an der Vetsuisse Bern, deren Bücher in den 70er Jahren in Vergessenheit gerieten, als das dazugehörige Register verschwand.

Während seiner Arbeit stiess Stephan Häsler auf wahre Schätze, darunter ein handgeschriebenes und -gezeichnetes Anatomiebuch von F.A. Gerber mit nachkolorierten Bildern der allgemeinen Anatomie des Pferdes. Dieses Unikat stammt aus der Zeit um 1830 und wird seit kurzem im Staatsarchiv aufbewahrt. In der Abteilung für Tieranatomie kann währenddessen eine Kopie bewundert werden. Zudem kam ein lang verschollener Atlas über die Anatomie des Pferdes zum Vorschein, von dem Jahrelang nur eine e-Buchvariante existierte.

In akribischer Kleinstarbeit wurden Titel, Autoren, Jahreszahlen und Themen von knapp 600 Büchern tabellarisch erfasst. Die wertvollen Originale, die lange im Dunkeln der Vergessenheit lagen, sind nun dank Stephan Häsler wieder ins richtige Licht gerückt und können von interessierten Tieranatominnen und -anatomen eingesehen werden.

Diese Entdeckungen bereichern nicht nur die Bibliothek der Abteilung, sondern weckten auch die Begeisterung der Mitarbeitenden für die faszinierende Geschichte der Tiermedizin. Die historischen anatomischen Bände verdeutlichen, welch grossen Stellenwert die Anatomie in den Anfängen der Tiermedizin hatte. Viele anatomische Feinheiten werden in den modernen Lehrbüchern nicht mehr dargestellt. Doch trotz aller Detailtreue, Stephan Häsler ist der festen Überzeugung, dass man Anatomie «erfassen» muss. Keine noch so gute Abbildung kann das ureigene Gespür für Knochen, Muskeln und Gefässe ersetzten.

Mit seinem eigenwilligen Zugang zur Veterinäranatomie nimmt uns Stephan Häsler mit auf seinen Neuanfang und erzeugt auch bei uns eine grosse Freude und Bewunderung beim Betrachten der neu entdeckten Bücherschätze.

Historische Illustration